Pfingstwanderritt in Pfaffenwinkel, Lechrain und Allgäu

14. - 20. 5. 05

 

Am 14. 5 .05 treffen sich Steffi Schleßmann mit Haflinger Leopold, Gerlinde Helfrich mit Haflingerstute Ostina und ich mit Haflinger Max und meinem Mischlingsrüden Shakespeare in Hohenpeißenberg zu einem sechstägigen Rundwanderritt.

 

 

Kurz vor Abritt in Hohenpeißenberg

 

15. 5. 05  Am frühen Morgen satteln und bepacken wir unsere Haflinger mit all unseren Habseligkeiten und reiten gen Süden dem Ammergebirge entgegen. Auf dem Prälatenweg treffen wir auf Moose und Pilze und genießen die Stille in der dünn besiedelten Landschaft. Auf dem Bromberg läd eine Almstube mit herrlicher Aussicht zum Verweilen ein. Weiter reiten wir durchs Trischelfilz vorbei an Bad Kohlgrub nach Altenau, wo wir allesamt im Reitstall von Roswitha Niklas unterkommen.

 

 

Ankunft in Altenau (Andrea, Steffi und Gerlinde)

 

 

 

16. 5. 05  Von Altenau reiten wir auf König Ludwigs Spuren bis nach Trauchgau, wo wir in der Trauchgauer Almstube eine ausgiebige Mittagsrast einlegen. Von dort führt ein herrlicher Höhenweg mit Blick auf den Forggensee bis nach Buching. Dort sind unsere Alpenquader für die Nacht auf einer Alm mit Hütte untergebracht. Wir Reiter wohnen ca. einen Kilometer entfernt in einer Pension.

 

 

 

 

 

Alles Kühe?

 

 

 

 

Wanderreiten ist, wenn man auch bei Regen lacht – Im Hintergrund der Forggensee

 

17. 5. 05  Heute führt uns die Rute entlang des Forggen- und Bannwaldsees direkt zu den Königsschlössern Neuschwanstein und Hohenschwangau. Doch zuvor kehren wir noch unterhalb des Tegelbergs ein. Dort beweisen unsere Haflinger echte Nervenstärke: neben einem Abenteuerspielplatz umringt von Kindern bringt sie nichts aus der Ruhe. Selbst landende Gleitschirme, die über sie hinweg fliegen, sind kein Grund zur Aufregung. Nur uns ist es hier zu hektisch und deshalb brechen wir schon bald auf nach Schluxen in Österreich.

 

 

Abenteuerspielplatz unterhalb des Tegelbergs

 

Auf dem europäischen Fernwanderweg kommen wir direkt an den Königsschlössern vorbei. Auch hier herrscht reges Treiben: Souvenierläden und Scharen von fotografierenden Touristen müssen von uns umritten werden. Eine Gruppe Japaner applaudiert uns zu, im Glauben wir seien eine engagierte Attraktion. Doch das Spektakel ist schnell vorüber, denn der Wanderweg zweigt am Alpsee ab und gewinnt sogleich an Höhe. Schon bald erreichen wir die österreichische Grenze und gleich darauf den Gutshof zu Schluxen. – Hier hat einst schon König Ludwig mit seinem edlen Roß genächtigt. Wir fühlen uns auch ganz königlich und genießen die hervorragende österreichische Küche, bevor wir anschließend satt und zufrieden in die königlichen Betten sinken.

 

 

  

 

Schloss Hohenschwangau (oben)

Schöner Waldweg Richtung Schloss Neuschwanstein (unten)

 

18. 5. 05  Zum Glück stehen unsere Pferde im Stall, denn es hat die ganze Nacht geregnet und für den heutigen Tag ist auch nichts Besseres gemeldet. Also schwingen wir uns nach dem Frühstück in die Regenklamotten und satteln die Pferde. Denn es hilft alles nichts, die Karawane muß weiter ziehen. Im eintönigen Grau des Regens reiten wir über die Vilser Scharte zum Alat- und zum Weißensee. Von dort führt ein einziger Weg, von dem man nicht abkommen sollte, durch das Wasenmoor. Deutlich erkennt man die schwarze, sumpfige Erde am Wegrand. Plötzlich endet der Weg vor einem drei Meter tiefen Abgrund einer im Bau befindlichen Schnellstraße, die noch nicht in der Top.Karte eingezeichnet ist. Doch echte Alpenquader kennen kein Zurück; wie auf einer Rutschbahn gleitet einer nach dem anderen auf dem Hinterteil herunter und auf der anderen Seite der Baustelle führt uns unser Weg weiter zu unserer geplanten Mittagsstation in Riedelwies am Hopfensee. Hier können wir endlich unsere durchnässten Klamotten trocknen. Am Nachmittag läßt der Regen nach, die Sonne blinzelt durch die Wolken und wir nehmen einen idyllischen Wanderweg durch die sanft hügelige Landschaft des Allgäu nach Vordersulzberg.

 

 

Die Alpen

 

Der Haflingerhof von Engelbert Linder ist ein Reiterhof für Feriengäste, Haflingerzucht, Deck- und Wanderreitstation. Bei unserer Ankunft herrscht reges Treiben. Kinder, die gerade ihre Reitstunden hatten, wuseln durcheinander, die Reitlehrerin versucht, Kinder, Pferde und Wanderreiter zu koordinieren, wobei sie ein wenig überfordert scheint. Wir müssen eine Stunde warten, bis wir die Boxen für unsere Haflinger zugewiesen bekommen. Nachdem unsere Vierbeiner versorgt sind, geht’s erstmal unter die heiß ersehnte Dusche in der Pension neben dem Stall. Leider haben wir keine Zimmer im Hotel des Haflingerhofes bekommen, wegen Shakespeare – Hunde verboten! Auch beim Abendessen sind nur Zwiebeiner gestattet, Shakespeare muß draußen warten. Zu unserem Entsetzen werden auf der Speisekarte auch noch Fohlensteaks angeboten – als besonders cholesterinarme Delikatesse. Wir entscheiden uns für vegetarische Kost.

Nach dem Essen schauen wir nochmal bei unseren Ponys im Stall vorbei und treffen dort Herrn Linder, der in der Stallgasse beim Decken mit seinem gekrönten Bundessiegerhengst Nebos II noch selbst Hand anlegt. Stolz erzählt er uns, dass sein Hengst bis zu sechs mal täglich „ran“ muss und im weiteren Gespräch erklärt er uns, dass in Bayern von ca. 600 Hengstfohlen nur 2% in die Zucht gehen, 25% als Wallache in den Sport und ca. 70% in die Schlachtung.

 

19. 5. 05  Heute satteln wir nicht allein, denn am Anbindebalken stehen noch zwei Wanderreitpferde, die einen weiten Weg vor sich haben. Die beiden Reiter aus dem Schwabenland starten zu einem Trip an den Gardasee; drei Wochen haben sie eingeplant, die Quartiere suchen sie sich vor Ort. Ein bißchen neidisch wünschen wir ihnen Hals- und Beinbruch und natürlich gesundes Ankommen.

Ein Highlight besonderer Art erwartet uns gleich nach dem Abritt: wir dürfen über die Almwiesen von Engelbert Linder reiten, da wir sonst bis Roßhaupten nur auf der Straße unterwegs wären. Ein Traum für jeden Wanderreiter, der im Allgäu unterwegs ist: Wiesen so weit das Auge reicht.

 

     

 

Saftige Allgäuer Wiesen

 

Auf der Via Claudia Augusta reiten wir dem Lechtal entgegen. In Lechbruch kehren wir im Gasthaus zum Rößl ein und reiten anschließend weiter durch den Lechrain nach Butzau am Deutensee. Auf einem Biobauernhof wollen wir unsere letzte Nacht verbringen. Wie mit den Besitzern am Telefon besprochen, sollen unsere Pferde die heutige Nacht auf der Koppel verbringen und wir Reiter in der Ferienwohnung des Hofes. Bei unserer Ankunft empfängt uns der Eigentümer und zeigt uns sogleich die besagte Koppel. Zu unserem Entsetzen ist die Kuhweide mit einem halben Meter hohen Stacheldrahtzaun eingezäunt. Das mag für Kühe noch gehen, aber nicht für Pferde, denn die können sich leicht verletzen. Als Alternative bekommen wir den Kuhstall angeboten, der in zwei große Teile getrennt und mit alter angeschimmelter Silage eingestreut ist, denn angeblich darf auf Biohöfen nicht mit Stroh eingestreut werden. Auch Kraftfuttermittel dürfen auf Biohöfen nicht gelagert werden, denn sie könnten mit Spritzmitteln behandelt worden sein. Wir bitten den Hofinhaber, im Stall wenigstens noch ein Band zu ziehen, damit unsere Pferde abgetrennt voneinander stehen. Wird zwar gemacht, doch später erfahren wir, dass uns das nochmal extra berechnet wurde.

Zum Abendessen gibt es Biorindfleisch, das wir in familiärer Atmosphäre einnehmen. Als wir später unseren Pferden im Stall Gute Nacht sagen wollen, hören wir schon von weitem ein lautes Geräusch. Es kommt von einem riesigen Gebläse das an der Stalldecke angebracht ist, um diesen mit frischer Luft zu versorgen. Mag für Kühe gut sein, doch Pferde reagieren sehr sensibel auf Zugluft. Ich bitte den Eigentümer, das Gebläse für diese Nacht auszuschalten und ich erfahre daraufhin von ihm, dass die letzten Wanderreiter dies auch so gemacht hätten und zusätzlich die Fenster geschlossen hätten, woraufhin all seine Schwalben verhungert seien. Außerdem gäbe es dann am nächsten Morgen kein warmes Wasser, denn das Gebläse versorgt den Biobauernhof mit Strom. Wir verzichten gern auf warmes Wasser, denn wir beschließen, den Hof schon sehr früh am nächsten Morgen zu verlassen.

 

20. 5. 05  Unser letzter Reittag steht uns bevor, der uns durch das Ammertal entlang der Ammer führt, an deren Ufer wir noch ein ausgiebiges Picknick machen. In Hohenpeißenberg endet der Rundwanderritt nach 160 Kilometern.

 

 

Im Ammertal

 

Fazit:  Ein harmonischer Wanderritt in reizvoller Landschaft mit netten Leuten und taffen Pferden.

Einige Wanderreitstationen des Auerberglands bedürfen erneuten Kontrollen, insbesondere über die Grundbedürfnisse der Wanderreitpferde, vorschriftsmäßige Einzäunung von Koppeln, den hygienischen Zustand von Ställen und Boxen und die Bereitstellung von Kraftfuttermitteln.