Liebe Wanderreiter

 

Wanderreiten ist Hochleistungssport für unseren Partner Pferd. Um diesen ohne Folgeschäden (Sehnenschaden, Rückenverspannung, Hufrolle) zu betreiben, sollte man sein Pferd gut auf einen Wanderritt vorbereiten. Hier ein paar wichtige Tipps dazu:

 

  • Eignung als Wanderreitpferd: gesund, gute Beine und Hufe, nervenstark, ausdauernd, Mindestalter 6 Jahre.
  • Trainingsziele: Gymnastizierung, natürliche Kopfhaltung, gut von hinten untertretendes Pferd, Losgelassenheit
  • Trainingsprogramm: Reiten im Gelände - abwechlungreich  mit langsamer Steigerung (verschiedene Böden und Geländeschwierig-keiten, Spaziergänge, Trailaufgaben); Reiten auf dem Platz/Halle.
  • Übungen: Anbinden an Bäumem oder Hochseil, ruhiges Stehenbleiben, Gewöhnen an fremde Pferde und Umgebung, unregelmäßige Fütterung und fremdes Futter.
  • Erstellen eines Trainingsplans je nach geplanter Tour: Muskeln werden erst nach 4 Wochen Training richtig fit, daher mindestens 4, besser 6 Wochen vorher trainieren. Bei ganz untrainierten Pferden 3 Monate. Tägliches Reiten in allen Gangarten. Auch harte Straßen benutzen, viel bergauf und bergab reiten. Ab der dritten Woche ein Testritt mit vollem Gepäck. Mindestens ein längerer Ritt pro Woche (~4 Stunden). Einige Tage vor dem Wanderritt kann das Trainingsprogramm reduziert werden.
  • Als Wanderreiter wollen wir mit unserem Pferd den Ritt genießen und sollten nicht and die Grenzen kommen, dazu ist es gut die "PAT"Werte unseres Pferdes zu kennen: Puls 28 - 40 Schläge pro Minute; Atmung 8 - 16 Atemzüge in der Minute; Temperatur 37 - 38 Grad C. Die Werte können bei Belastung stark steigen - ist jedoch die Anzahl der Atemzüge pro Minute größer als die Anzahl der Pulsschläge ist Vorsicht angebracht. Nach 10 Minuten Pause müssen sich die Werte wieder auf dem normalem Niveau befinden. Bei Distanzritten darf erst weitergeritten werden wenn der Puls auf 64 Schlägen und die Atmung 64 Atemzügen in der Minute abgesunken ist.
  • Überanstrengung erkennt man an: PAT s.o.; übermäßiges Schwitzen, verstärkte flache Atmung, Stolpern, Schwellungen in Sattel- und Gurtlage, sowie an den Beinen, Müdigkeit, Lahmheit und Steifheit als Zeichen von Schmerzen, Muskelverhärtung, Sehnenauffaserung.

Wie trainiere ich mein Pferd für einen Wanderritt?

In jeder Sportart wird auf ein bestimmtes Ziel trainiert. Ein Langstreckenläufer wird gezielt die Ausdauer und Kondition trainieren, ein Sprinter Schnelligkeit. Ähnlich verläuft auch die Vorbereitung auf einen längeren Wanderritt von zwei, vier oder zehn Tagen. Hier steht nicht die Schnelligkeit im Vordergrund, sondern lange, ruhige Trainingsritte im Schritt und Trab. Wanderritte stellen hohe Anforderungen an das Pferd. Kondition, Bänder, Gelenke, Rücken und Psyche müssen für das Abenteuer geschult werden. Statt ein bis zwei Stunden lang um den heimischen Stall herum ist das Pferd plötzlich in fremdem Gelände von morgens bis abends unterwegs. Dabei trägt es meist zusätzliches Gepäck und hat Geländehindernisse wie Wasserdurchquerungen, Kletterpassagen oder Straßen mit dichtem Verkehr zu überwinden. Gleichzeitig muss es jeden Tag mit einer neuen Umgebung klarkomme, andere Artgenossen akzeptieren oder fremde Weiden erkunden. Möglichst gründlich sollte ein vierbeiniger Neueinsteiger in Sachen Wanderreiten auf diese Herausforderungen vorbereitet werden. Vorausgesetzt, er ist mindestens sechs Jahre alt, steht in einem Offenstall und hat Weidegang, dauert die Eingewöhnungsphase bis zu sechs Wochen (siehe Tabelle). Dann kann das Pferd einen zweitägigen Wanderritt von täglich 20 Kilometern in gemütlichem Tempo absolvieren. Planen sie eine längere Tour, müssen sie sie Trabpassagen intensivieren und von Woche zu Woche auf bis zu 30 Minuten ausdehnen. Nützlich ist eine hügelige oder bergige Strecke, das beschleunigt den Trainingseffekt. In flachen Regionen kann ein Berg mit kurzen Galopp- Passagen (500 bis 1000 Meter) simuliert werden. Nach dem Galopp wird dann mit einer aktiven Erholung im langsamen Trab das Pferd weiter bewegt. Ein anderes Mittel der Konditionssteigerung ist es, Trainingsspitzen in das Programm einzubauen. Zum Beispiel drei Minuten Trab, zwei Minuten Galopp, fünf Minuten Schritt- und das fünf bis sechs Mal hintereinander. Nach einer Erholungsphase von fünf bis zehn Minuten im Schritt sollte dann bis zu 15 Minuten lang im langsamen Trab weiter geritten werden. Nach meinen Erfahrungen ist ihr Pferd ausreichend für einen siebentägigen Wanderritt konditioniert, wenn es 30 bis 45 Minuten am Stück traben kann und sein Pulswert dabei 72 Schläge pro Minute nicht übersteigt. Fünf Minuten nach der Belastung sollte der Wert deutlich nach unten fallen, gut sind 64 bis 60 Schläge in der Minute oder weniger. Wird ein Wert über 80 Schläge gemessen und sinkt er nicht deutlich, ist das Pferd überfordert. Sie sollten Erholungstage einlegen, Trabpassagen kürzen, langsamer reiten und die Pausen verlängern. Ideal ist eine Rundstrecke von zirka 20 Kilometern um den heimischen Stall. Stehen weniger Kilometer zur Verfügung, sollte während der einzelnen Trainingseinheiten viel mit Tempowechsel gearbeitet werden. Im Trab mal 300, 400 Meter das Tempo anziehen, dann wieder deutlich langsamer traben. Die Wochenenden sind langen, ruhigen Ritten vorbehalten, wenn möglich über den ganzen Tag verteilt. Hier können Wanderreittage simuliert werden. Die Pferde sollten auf Asphalt und abschüssigen Straßen geführt und in den Pausen angebunden werden. Wichtig ist, dass man das Training auf unterschiedliche Strecken verteilt, damit die Gestaltung der Ausritte nicht eintönig wird. Hierzu gehören die Benutzung unterschiedlicher Bodenbeläge und auch mal ein Trab auf Asphalt. Hilfreich sind auch Trainingsritte mit einem gleichwertigen Partner, aber immer im Wechsel mit Soloritten. Die Pferde konzentrieren sich dann mehr auf ihren Reiter, werden nicht zum Kleber und können letztendlich in einer Gruppe an allen Positionen geritten werden. Positiv ausnutzen lässt sich der Herdeneffekt dagegen, wenn sie ein Geländeunerfahrenes Turnierpferd für einen Wanderritt trainieren. Dann kann beim Ausritt zu zweit ein erfahrenes, ruhiges Geländepferd als Leittier beziehungsweise Lehrer dienen.  Tipp: Gibt es ein Gewerbegebiet in der Nähe des Reitstalles, kann man sonntags am Ruhetag mit seinem Pferd um stehende Lkws mit Anhänger reiten, Reklameschilder oder Fahnen tangieren und an hohen Eisenzäunen vorbeigehen. Den ersten Wanderritt würde ich auf zwei bis drei Tage beschränken. Auch sollte am Anfang nicht in einer großen Gruppe geritten werden, sondern mit ein paar Freunden. Manche Pferde benötigen für die Umstellung bis zu einem Jahr und auch dann kann der Reiter nicht sicher sein, ob es mit der entsprechenden Gelassenheit einen Wanderritt absolvieren wird. Andere Tiere haben sich dagegen schon nach wenigen Wochen an die neue Situation gewöhnt.


Woche

Dauer

Tempo

Wochenende
1
90 bis 120 Minuten
Lange Schrittphasen (je zirka 30 Minuten) 2 bis 3 Minuten Trabeinlagen
Ausritte von 2 bis 4 Stunden (bei 4 Stunden längere Pause)
2
90 bis 120 Minuten
Lange Schrittphasen (je zirka 30 Minuten) 2 bis 3 Minuten Trabeinlagen
Ausritte von 2 bis 4 Stunden (bei 4 Stunden längere Pause)
3
90 bis 120 Minuten
Trabeinlagen von 4 bis 6 Minuten
Ausritte von 2 bis 4 Stunden (bei 4 Stunden längere Pause)
4
90 bis 120 Minuten
Trabeinlagen von 4 bis 6 Minuten
Ausritte von 2 bis 4 Stunden (bei 4 Stunden längere Pause)
5
75 bis 85 Minuten
Am Anfang und Ende des Rittes je 20 Minuten Schritt, dazwischen drei 5 bis 10 minütige Trabeinlagen, die durch Schrittphasen unterbrochen werden
Ausritte von 5 bis 8 Stunden, vorwiegend im Schritt mit Trabpassagen von 5 bis 10 Minuten. Pausen: 30 bis 60 Minuten
6
Etwa 80 Minuten
Am Anfang und Ende des Rittes je 20 Minuten Schritt, dazwischen drei 5 bis 10 minütige Trabeinlagen, die durch Schrittphasen unterbrochen werden

Noch ein wichtiger Hinweis! 

Dieses Trainingsprogramm ist ein Vorschlag aus der Praxis und sollte individuell auf das eigene Pferd abgestimmt werden. Das Training muss nicht jeden Tag absolviert werden und reicht aus, wenn das Pferd an vier bis fünf Tagen in der Woche geritten wird. Dann ist es fit für einen zweitägigen Wanderritt, bei dem täglich 20 Kilometer in gemütlichem Tempo zurückgelegt werden.

 
 
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